|
|
Friedel Heyde - Gründerin der Albert Heyde Stiftung |
|
geb. 19. Januar 1921 in Bad Freienwalde, gest. 18. September 2010 in Hamburg
|
Friedel Heyde war die jüngste Tochter des angesehenen Bad Freienwalder Fuhrunternehmers Albert Heyde, der fünf
weitere Kinder hatte: Bertha, Maria, Gertrud, Elisabeth und Albert.
Friedel Heyde wuchs in einem guten Elternhaus auf, in dem die Erziehung zu christlich geprägten Verhaltensweisen
und zwischenmenschlichen Werten im Vordergrund stand. Dadurch erhielten die Kinder ein Rüstzeug, das sie für
ein selbst bestimmtes, auf Nächstenliebe und Pflichtbewusstsein ausgerichtetes Leben ertüchtigte.
Friedel Heyde war einige Zeit nach der Schule durch die Vermittlung einer Frau von Winterstein in der
Melcherstraße in das Mutterhaus der Evangelischen Frauenhilfe der Mark Brandenburg in Potsdam gekommen und
dort zur Schwester ausgebildet worden. Die Krankenhäuser der Schwesternschaft gehörten u. a. zur Knorrbremse,
einem großen Berliner Industrieunternehmen. Hier erlebte Friedel Heyde im Krieg
schwere Bombenangriffe, die stets
mit aufwendigem und Kräfte zehrendem Transport der Kranken in die Luftschutzkeller verbunden waren. Diese
Arbeit ging weit über die Kräfte der jungen Schwester, die ohnehin körperlich nicht zu den Robusten gehörte. Da sie
immer mehr abnahm und abgezehrt wirkte, schickte sie die Oberin in eine Gemeinde im Osten, wo die
Schwesternschaft ein Krankenhaus betrieb. Hier sollte sie weiter arbeiten und sich unbehelligt vom Kriegsgeschehen
wieder erholen. Sie nahm aber nicht zu und konnte sich auch nicht richtig erholen. 1945 erlebte sie den Einmarsch
der Roten Armee mit all den schlimmen Begleiterscheinungen, die mit dem Gebaren der fremden Besatzer
verbunden waren.
Sie pflegte russische Familien, die in ihren damaligen Wirkungsort Wollstein zwangsumgesiedelt wurden, bis eines
Tages alle jungen deutschen Frauen des Ortes auf dem Marktplatz zusammengetrieben und für den Abtransport
nach Sibirien selektiert wurden. Dieses Deportationsschicksal blieb Friedel Heyde nur erspart, weil ein polnischer
Arzt sie als seine Assistentin reklamierte und vorgab, ohne sie nicht weiterarbeiten zu können. Nach einigem Hin
und her konnte dieser Arzt sie loseisen und ihren Abtransport verhindern.
Nachdem sie einige Monate Kranke gepflegt hatte, wurde sie zusammen mit den anderen Deutschen ausgewiesen.
Sie begleitete als Schwester den Transport mit der Bahn, der für sie auf dem Bahnhof Wriezen endete. Hier nahm ihr
ein sowjetischer Soldat den Koffer mit ihren letzten Habseligkeiten weg, in dem sich u. a. wertvolle Briefe von
Robert Koch befanden, die ihr anvertraut worden waren.
Das Potsdamer Mutterhaus lag in Schutt und Asche. Auch in Berlin konnte sie nicht aufgenommen werden. Sie solle
sich zu ihren Angehörigen aufmachen, sagte man ihr, und dort um Aufnahme bitten. Inzwischen hatte sich
herausgestellt, dass Friedel Heyde an TBC schwer erkrankt war und dringend behandelt werden musste. Sie kam in
eine Lungenheilstätte nach Bayern, wo sie sich nach längerer Zeit leidlich wieder erholen konnte.
Danach ging sie nach Stade an der Elbe, wohin es ihre Schwester Gertrud Plottke verschlagen hatte. Deren Mann
Bruno war Kaufmann und dort Filialleiter eines Geschäfts in dem bekannten Obstanbaugebiet an der Elbe
geworden. Bei dieser Familie wohnte sie einige Zeit. Inzwischen war auch ihre Schwester Elisabeth in Stade
heimisch geworden und bewohnte ein Leerzimmer, das sie sich nach und nach möbliert hatte.
Als Elisabeth 1948 zum Studium nach Karlsruhe ging, stellte sie ihrer Schwester Friedel dieses Zimmer zur
Verfügung.
Familie Plottke ermöglichte Friedel Heyde dann eine zweijährige Ausbildung zur medizinischen Kosmetikerin, die
sie Tag für Tag in Hamburg absolvierte.
Anschließend eröffnete sie in Stade eine kosmetische Praxis, die sich bald eines sehr guten Rufes erfreute. Viele
Hautärzte schickten ihre Patienten zu Friedel Heyde, wenn sie mit ihrem Latein am Ende waren oder fragten sie um
ihren geschätzten Rat.
Diese Praxis für medizinische Kosmetik übergab Friedel Heyde dann in den 1980er Jahren einer Mitarbeiterin, die
sie erfolgreich weiter führte.
Schon einige Zeit zuvor hatte sie sich in Hamburg eine Wohnung eingerichtet, in der sie übernachtete, wenn sie dort
Theater- oder Konzertveranstaltungen besuchte. Nach dem Abschied aus dem aktiven Berufsleben zog sie ganz in
die Heimhuder Straße 33 in das Hamburger Rothenbaum-Viertel.
In Hamburg betätigte sie sich kulturell im Ostpreußen-Chor, mit dem sie auch auf Tournee in verschiedene
europäische Länder ging. Ihre Sangesfreude lebte sie aus, solange es ihre Kräfte erlaubten. Ihr vom christlichen
Glauben geprägtes Wesen vervollkommnete sie in anthroposophischem Geist, indem sie regelmäßig das
Rudolf-Steiner-Haus in Hamburg besuchte, wo sie sich in der dortigen Gemeinschaft geborgen fühlte.
Ihre größte Liebe aber galt der Heimatstadt Bad Freienwalde, in der sie zuletzt noch die letzten Lebensjahre
verbringen wollte. Im Jahre 2004 gründete Friedel Heyde in Bad Freienwalde eine Stiftung bürgerlichen Rechts. Die
Stiftung heißt nach ihrem verstorbenen Bruder "Albert Heyde Stiftung" und verfolgt den Zweck, die natur- und
kulturgeschichtliche Bedeutung des Oderbruchs sowie die Geschichte der Kur- und Badestadt Bad Freienwalde
(Oder) durch geeignete Maßnahmen bekannt zu machen und die Heimatverbundenheit durch Präsentation des
heimatlichen Kulturgutes zu fördern. Eine zentrale Rolle spielt bei dieser Zweckbestimmung das Oderlandmuseum,
dessen Arbeit durch die neue Stiftung künftig wesentlich unterstützt und gefördert werden wird.
Mit ihrem Engagement für die Stadt Bad Freienwalde wollte Friedel Heyde den 1945 in einem sowjetischen
Kriegsgefangenenlager gestorbenen Bruder ehren. Da Albert Heyde der einzige Sohn der Familie war, hätte er der
Familientradition und dem Geist des Vaters entsprechend weiter zum Nutzen seiner Heimatstadt gewirkt. Sein
früher Tod hat ihn daran gehindert, so dass sich Friedel Heyde anstelle ihres Bruders in dieser Verantwortung sah.
Die Stiftung sieht sich als Förderin des kulturellen Ansehens der Stadt Bad Freienwalde mit ihrer Jahrhunderte
langen Entwicklung als Kur- und Badeort. Diese Aufgabe kann sie jetzt auf Grund des Vermächtnisses von Frau
Friedel Heyde besser als je zuvor erfüllen, wofür ihr die Heimatstadt Bad Freienwalde ewigen Dank schuldet.
Bis zuletzt hielt Friedel Heyde engen Kontakt zur Stiftung und nahm lebhaften Anteil an der guten Entwicklung von
Bad Freienwalde. Der Umzug in ihre Heimatstadt war ihr zu Lebzeiten nicht mehr vergönnt. Jetzt ruht sie auf ewig
im Freienwalder Familiengrab in ihrer geliebten Heimaterde.
|
Abb.: Friedel Heyde bei einem Besuch in ihrer Heimatstadt Bad Freienwalde
Text und Foto: R. Schmook
|
|
| |